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20. Jahrhundert

William Faulkners Kündigungsschreiben

Der US-amerikanische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger William Faulkner (1897-1962) arbeitete in jungen Jahren für die Poststelle der Universität von Mississippi. Seinen Kunden galt er als unzuverlässig. Anstatt sie zu bedienen, las er Romane und schrieb Gedichte; gelegentlich soll Faulkner eingehende Post direkt in den Papierkorb geworfen haben, um sich das Sortieren zu ersparen. Als wegen anhaltender Beschwerden seine Entlassung bevorstand, kam er ihr zuvor und reichte selbst die Kündigung ein. Sein Kündigungsschreiben ist überliefert:

„Solange ich unter dem kapitalistischen System lebe, erwarte ich, dass mein Leben beeinflusst wird von den Wünschen vermögender Menschen. Aber ich will verdammt sein, wenn ich beabsichtige, mich von jedem umherziehenden Halunken herumkommandieren zu lassen, der es sich leisten kann, zwei Cents in eine Briefmarke zu investieren.

Dies, Sir, ist meine Kündigung.“

Abgedruckt in William van O’Connor: The Tangled Fire of William Faulkner, Minneapolis 1954, S. 20-21. Es gibt Gründe, Teile der in den Archiven vorhandenen Korrespondenz zwischen Faulkner und seinen damaligen Vorgesetzten (und damit auch dieses Schreiben) für gefälscht zu halten. Vgl. dazu Joan St. C. Crane: „Case No. 133733-C“: The Inspector’s Letter to Postmaster William Falkner, in: Mississippi Quarterly 42 (1989), S. 229-245.